Stell dir vor, du bist ...

Inhaltsverzeichnis

Stell dir vor, du bist …

Das Material bietet Ihnen eine grundlegende Einführung in die Welt der erzählerischen Rollenspiele. Besonders mit diesem Spiel können Sie die Sprachkompetenz und die Erzählfähigkeit Ihrer Schüler*innen fördern, indem Sie gemeinsam eine Geschichte erzählen und in einem Rollenspiel erleben. Eine Geschichte aus einer anderen Perspektive zu erleben, regt nicht nur die Fantasie an, sondern übt auch die Perspektivübernahme. Dieser Effekt kann neben der Erweiterung des Einfühlungsvermögens auch das Sozialverhalten verbessern. Die Regeln für das Rollenspiel sind einfach und auch für Grundschulkinder gut verständlich. Zudem wird das Spiel mit Raumplänen, ansprechenden Illustrationen und kindgerechten Abenteuern zu einer amüsanten und spannenden Lerngelegenheit.

Was ist ein Rollenspiel?

Ein Rollenspiel, auch „Pen & Paper“-Rollenspiel oder Tischrollenspiel genannt, ist ein Erzählspiel, in dem die Spielenden gemeinsam eine Geschichte gestalten. Die Mitspielenden übernehmen dabei die Rolle bestimmter Spielfiguren und erzählen, welche Handlungen diese durchführen möchten. Es gibt immer eine Spielleitung, die beschreibt, was in der Welt um die Spielfiguren herum passiert. Die Spielleitung erzählt auch, welche Reaktionen in der Welt durch die Handlungen der Spielfiguren ausgelöst werden. Wenn dabei unklar ist, ob einer Spielfigur gelingt, was sie versucht, wird eine Entscheidung durch einen Würfelwurf gefällt. Das Spiel ist dabei kooperativ und erfordert das Zusammenspiel aller Mitspielenden sowie der Spielleitung.

Wie können Rollenspiele den Spracherwerb fördern?

In einem Rollenspiel werden sprachliche Kompetenzen gefördert, indem Handlungen kohärent beschrieben werden und gemeinsam darüber gesprochen wird, wie die Gruppe die Geschichte weitererzählen möchte. Durch die Mitgestaltungsmöglichkeiten im Spiel werden freie Sprachbeiträge angeregt, sodass auch schüchterne Lernende ermutigt werden, sich erzählerisch zu beteiligen. Die Erprobung sowie die Erweiterung des individuellen Wortschatzes durch die Beschreibung von Ereignissen im Spiel trainiert den Umgang mit Sprache in Alltags- und Unterrichtssituationen. In diesem Material wird insbesondere auf die Nutzung von Adjektiven zur Beschreibung und auf die kreative Erstellung von Reimen eingegangen. Zudem werden neutrale Diskussionen geübt, indem Handlungsalternativen oder Wortbedeutungen im Spiel ausdiskutiert werden. Beispielsweise werden die Mitspielenden immer wieder Fragen haben, die in der Gruppe ausgehandelt werden müssen. Dies können Fragen zu den Eigenschaften der Plüschtiere sein, wie zum Beispiel: „Wenn meine Figur stark ist, kann sie auch schnell laufen?".

Wovon handeln die Geschichten in „Stell dir vor, du bist ..."?

In diesem Spiel erwachen die Plüschtiere zum Leben! Sie verfolgen dabei die Aufgabe, ihrem Kind ein möglichst unbeschwertes und schönes Leben zu bereiten. Die lieben Plüschtiere helfen durch schwierige Zeiten, wenden Ärger ab oder trösten einfach, wenn das Kind traurig ist. Als Spielleitung können Sie besondere Themen in die Sprachförderung einbinden, indem Sie gezielt Geschichten auswählen, die Sie mit den Kindern weiterentwickeln möchten. Die Plüschtiere können in den Geschichten an einer großen Schatzsuche teilnehmen, Rätsel lösen oder ein anderes Plüschtier retten, das verschwunden ist. Gemeinsam mit Spielzeugdinosauriern kann die Lerngruppe eine Zeitreise in die Vergangenheit machen. Oder sie decken das magische Mysterium auf, warum auch andere Spielzeuge lebendig sein können, aber nicht alle.

Im Spiel können auch aktuelle Themen, die im Leben der Kinder eine wichtige Rolle spielen, behandelt werden, wie Aufräumen, Hausaufgaben machen, Sorgen haben oder Konflikte lösen. Viele Abenteuer finden daher im Haus oder in der Wohnung eines fiktiven Kindes statt, welches von seinen Plüschtieren unterstützt wird. Die Mitspielenden schlüpfen dabei in die Rolle der Plüschtiere und versuchen die verschiedenen Herausforderungen zu lösen. Für den Anfang bietet es sich an, die mitgelieferten Spielpläne und Figuren zu nutzen. Für diese finden Sie im Kapitel „Spielmaterialien“ entsprechende Kopiervorlagen.

Das Ausdenken der Spielfiguren kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, weshalb Sie ebenfalls im Kapitel „Spielmaterialien“ fertig ausgefüllte Charakterbögen finden. Falls Sie selbst das erste Mal ein solches Abenteuer leiten möchten, können die vorgefertigten Abenteuer eine große Erleichterung sein. Diese enthalten eine Art Verlaufsplan und Verweise auf alle benötigten Spielmaterialien. Bitte beachten Sie dabei, dass Sie keine problematischen Themen ins Spiel einbauen, die die Sprachförderung hemmen. Beispielsweise könnte das Thema „Scheidung“ Kinder, deren Eltern in Trennung leben, vom eigentlichen Ziel des Spiels ablenken.

Da dieses Spiel sich vor allem an jüngere Kinder im Schul- und Lernkontext richtet, sind gewaltverherrlichende Themen von Anfang an ausgeschlossen. Die Regeln bieten zwar die Möglichkeit, Konflikte auszuspielen, sind jedoch auf eine gewaltfreie Lösung ausgelegt.

Das Förderkonzept von „Stell dir vor, du bist ..."

Das Konzept sieht vor, dass Kindern die Möglichkeit gegeben wird, in einer spielerischen Umgebung ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Ideal ist eine Gruppe von vier bis sechs Spielenden. Das Konzept basiert auf dem kindlichen Rollenspiel, das die natürliche Neugier und Vorstellungskraft der Kinder nutzt, um die Freude am Sprechen und Lernen zu fördern. Die Ziele sind dabei, die Sprachentwicklung, die soziale Kompetenz sowie das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Im Spiel erweitern die Lernenden ihre Kommunikationsfähigkeit, bauen ihren Wortschatz aus und verbessern ihre Fähigkeit zur kreativen Ausdrucksweise.

Dadurch, dass die Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen, können sie Gedanken und Ideen ausdrücken, die in ihrem Alltag nicht zum Tragen kommen oder untergehen. Sie lernen, zusammenzuarbeiten, zuzuhören, einander gegenüber empathisch zu sein und die Bedürfnisse anderer zu verstehen. Durch die pädagogische Anleitung des Spiels sowie die Begleitung durch die Mitspielenden ist es möglich, auch auf die individuellen Bedürfnisse oder Themen einzugehen. Durch die Wahl des Themas können gleichzeitig spezifische sprachliche Ziele verfolgt werden. Das Rollenspiel kann thematisch an den Lehrplan angepasst werden und somit bestimmte Bildungsziele verfolgen. Im Mathematikunterricht könnte auf einfache Wahrscheinlichkeitseinschätzung beim Würfeln eingegangen werden. In Ethik oder Werte und Normen könnten moralische Fragen aufgegriffen werden. Im Fach Sachunterricht können einfache naturwissenschaftliche Konzepte besprochen werden, wie zum Beispiel welche Tiere fliegen können oder warum alles nach unten fällt. Sie haben hier die freie Wahl und können auch kleine Fremdsprachenrätsel einbauen, je nach Leistungsstand der Lerngruppe. Durch eine Reflexionsrunde am Ende einer Spielsitzung können die Kinder gemeinsam mit den pädagogischen Fachkräften erläutern, was sie gelernt haben und erhalten ein konstruktives Feedback.

Damit ist das Konzept nicht nur für die Sprachförderung von Vorteil, sondern auch für die sozial-emotionale Entwicklung der teilnehmenden Kinder. Durch das Sprechen und Reimen lernen die Kinder spielerisch den Umgang mit Sprache und die Verwendung vollständiger, grammatikalisch korrekter Sätze. Unter der pädagogischen Anleitung ist diese Form des Lernens insbesondere für Kinder hilfreich, denen es schwerfällt, in Unterrichtssituationen Inhalte aufzunehmen und umzusetzen. Die kooperativen Prinzipien des Rollenspiels bieten hierbei viele Möglichkeiten, sozial zu interagieren, ohne in eine Konkurrenzsituation zu geraten. 

Vorbereitung

Sie können dieses Spiel beinahe überall spielen. Für eine besondere Stimmung können Sie passende Dekoration entsprechend der geplanten Geschichte aufbauen. Besonders motivierend wirkt es, wenn die Kinder ihre eigenen Plüschtiere mitbringen und spielen können. Lesen Sie vor dem Spiel die Regeln und das gewünschte Abenteuer durch. Im Zweifelsfall können Regeln oder Informationen nachgelesen werden, allerdings hemmt dies eher den Spielfluss. Zudem sind die Grundregeln für das Spiel übersichtlich und leicht verständlich. Die genaue Vorbereitung finden Sie im Regelwerk. Sollten Sie ein vorgefertigtes Abenteuer nutzen, sind alle nötigen Materialien nach Geschichten sortiert im Kapitel „Abenteuer“ aufgelistet. Alle Kopiervorlagen, die Ihnen bei einem eigenen Abenteuer helfen oder die Sie für die vorgefertigten Abenteuer benötigen, finden Sie im Kapitel „Spielmaterialien“.

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